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Ein Masterplan für eine „Freistätte für Kunst und Wissenschaft“

Nach mehr als 40 Jahren Regierungszeit stirbt am 7. Juni 1840 Friedrich Wilhelm III. Lange hat der Kronprinz darauf gewartet, als König endlich all’ die Bauprojekte anschieben zu können, in denen er sein konservatives Preußen- und Geschichtsbild für die Ewigkeit zu manifestieren hofft.

Das wohl wichtigste dieser Vorhaben ist die Umgestaltung der gesamten nördlichen Spreeinsel hinter Schinkels 1830 eröffnetem Museum zu einer „stillen, reich begabten Freistätte für Kunst und Wissenschaft“. Noch 1840 beauftragt Friedrich Wilhelm IV. (1795–1861) den Generaldirektor der Königlichen Museen, Ignaz v. Olfers (1793–1871), ein Konzept dafür zu entwickeln.

Statt Schinkel, der im September 1840 mehrere Schlaganfälle erlitten hat und mit Seh- und Sprachstörungen dem Tod entgegensieht, wird sein Schüler Friedrich August Stüler (1800–1865) in die Ausarbeitung eingebunden. Im Juni 1841 legen Stüler und Olfers ihren „Masterplan“ vor. Zwei der vorgeschlagenen Bauten werden tatsächlich realisiert werden – das Neue Museum und die Nationalgalerie.

Ein Masterplan für eine „Freistätte für Kunst und Wissenschaft“

Nach mehr 40 Jahren Regierungszeit stirbt am 7. Juni 1840 Friedrich Wilhelm III. Lange hat der Kronprinz darauf gewartet, als König endlich all’ die Bauprojekte anschieben zu können, in denen er sein konservatives Preußen- und Geschichtsbild für die Ewigkeit zu manifestieren hofft.

Das wohl wichtigste dieser Vorhaben ist die Umgestaltung der gesamten nördlichen Spreeinsel hinter Schinkels 1830 eröffnetem Museum zu einer „stillen, reich begabten Freistätte für Kunst und Wissenschaft“. Noch 1840 beauftragt Friedrich Wilhelm IV. (1795–1861) den Generaldirektor der Königlichen Museen, Ignaz v. Olfers (1793–1871), ein Konzept dafür zu entwickeln.

Statt Schinkel, der im September 1840 mehrere Schlaganfälle erlitten hat und mit Seh- und Sprachstörungen dem Tod entgegensieht, wird sein Schüler Friedrich August Stüler (1800–1865) in die Ausarbeitung eingebunden. Im Juni 1841 legen Stüler und Olfers ihren „Masterplan“ vor. Zwei der vorgeschlagenen Bauten werden tatsächlich realisiert werden – das Neue Museum und die Nationalgalerie.

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Architektur und Konstruktion verbildlichen die Kulturgeschichte der Menschheit

Wie schon Schinkel für das Alte, sieht auch Stüler für das Neue Museum eine Vierflügelanlage mit zwei Innenhöfen vor. Statt zweier gibt es nun drei Hauptgeschosse. Vor allem aber steht im Zentrum statt der Rotunde eine großartige Treppenhalle; manchem Architekturhistoriker gilt sie als beste Treppenanlage des Spätklassizismus, gar als eine der besten Architektur-Schöpfungen jener Epoche überhaupt.

Im Emporsteigen soll man nach Stülers Vorstellungen gleichsam die Kulturgeschichte der Menschheit durchschreiten – von den massigen mythologischen Anfängen im Sockelgeschoss bis hin zu den kunstvollen Kunstkammern der Gegenwart.

Architektur und Konstruktion verbildlichen in der Abfolge der drei Hauptgeschosse (hier das Sockel- und das 1. Obergeschoss) dieses Fortschrittsideal. Im Südflügel (links) verändert sich das Material der Stützen vom schweren Stein zum schlanken Gusseisen, im Nordflügel tun sich in den oberen Geschossen stützenfreie Säle auf, die von zuvor völlig unbekannten filigranen eisernen Bindern überspannt werden.

Architektur und Konstruktion verbildlichen die Kulturgeschichte der Menschheit wenn zu lang, „der Menschheit“ weglassen!

Wie schon Schinkel für das Alte, sieht auch Stüler für das Neue Museum eine Vierflügelanlage mit zwei Innenhöfen vor. Statt zweier gibt es nun drei Hauptgeschosse. Vor allem aber steht im Zentrum statt der Rotunde eine großartige Treppenhalle; manchem Architekturhistoriker gilt sie als beste Treppenanlage des Spätklassizismus, gar als eine der besten Architektur-Schöpfungen jener Epoche überhaupt.

Im Emporsteigen soll man nach Stülers Vorstellungen gleichsam die Kulturgeschichte der Menschheit durchschreiten – von den massigen mythologischen Anfängen im Sockelgeschoss bis hin zu den kunstvollen Kunstkammern der Gegenwart.

Architektur und Konstruktion verbildlichen in der Abfolge der drei Hauptgeschosse (hier das Sockel- und das 1. Obergeschoss) dieses Fortschrittsideal. Im Südflügel (links) verändert sich das Material der Stützen vom schweren Stein zum schlanken Gusseisen, im Nordflügel tun sich in den oberen Geschossen stützenfreie Säle auf, die von zuvor völlig unbekannten filigranen eisernen Bindern überspannt werden.

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Ein äußerst schwieriger Baugrund – „Prinzip Leichtbau“ als Antwort

Die zentrale technische Herausforderung für den Bau liegt in der extrem schwierigen Gründungssituation. Hier, im ehemaligen Berliner Urstromtal, ist der generell gut tragfähige Baugrund aus eiszeitlichen Sanden immer wieder von nicht tragfähigen, mit organischen Einschlüssen gefüllten Auskolkungen durchsetzt, die im eiszeitlichen Flussbett ausgewaschen worden waren.

Weit mehr noch als das Alte Museum ist das Neue davon betroffen. Der tragfähige Baugrund, der an der Südost-Ecke noch in etwa 3,50 m Tiefe ansteht, fällt nach Nordwesten bis in eine Tiefe von fast 25 m ab (hier dargestellt für die Planungen zum Wiederaufbau der Nachkriegsruine).

Um hier dennoch bauen zu können, ist nicht nur ein neuerlicher Pfahlrost unverzichtbar. Der Baukörper als Ganzes muss so leicht wie irgend möglich werden. Die Antwort Stülers und seiner Bauleiter ist ein baukonstruktives Programm, das sich bis ins Detail von Tragwerk und Werkstoff konsequent am „Prinzip Leichtbau“ orientiert.

Ein äußerst schwieriger Baugrund – „Prinzip Leichtbau“ als Antwort

Die zentrale technische Herausforderung für den Bau liegt in der extrem schwierigen Gründungssituation. Hier, im ehemaligen Berliner Urstromtal, ist der generell gut tragfähige Baugrund aus eiszeitlichen Sanden immer wieder von nicht tragfähigen, mit organischen Einschlüssen gefüllten Auskolkungen durchsetzt, die im eiszeitlichen Flussbett ausgewaschen worden waren.

Weit mehr noch als das Alte Museum ist das Neue davon betroffen. Der tragfähige Baugrund, der an der Südost-Ecke noch in etwa 3,50 m Tiefe ansteht, fällt nach Nordwesten bis in eine Tiefe von fast 25 m ab (hier dargestellt für die Planungen zum Wiederaufbau der Nachkriegsruine).

Um hier dennoch bauen zu können, ist nicht nur ein neuerlicher Pfahlrost unverzichtbar. Der Baukörper als Ganzes muss so leicht wie irgend möglich werden. Die Antwort Stülers und seiner Bauleiter ist ein baukonstruktives Programm, das sich bis ins Detail von Tragwerk und Werkstoff konsequent am „Prinzip Leichtbau“ orientiert.

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Dampfkraft und Eisen-Bahnen – der Bauprozess wird neu gedacht

Schon im Juni 1841 beginnen der Abbruch bestehender Gebäude und der Aushub der Baugrube. Am 11. September wird der erste der insgesamt 2.344 Pfähle in den Boden gerammt. 1843 kann mit der Errichtung des Gebäudes begonnen werden. Am 6. April wird der Grundstein gelegt, bereits Ende des Jahres ist der Rohbau weitgehend fertiggestellt.

Möglich wird der erstaunliche Baufortschritt durch eine völlig neuartige Organisation des Bauprozesses, die in der Bautechnik Preußens einem Quantensprung gleichkommt. Schon die Pfähle sind erstmals mit Dampfkraft gesetzt worden; letztere dient dann ebenso zur Wasserhaltung und zum Betrieb der Mörtelmischer.

Auf der Baustelle wird ein Gleisnetz installiert, auf dem die Baumaterialien in eigens dafür konstruierten Loren vom Kupfergraben herangeschafft und verteilt werden. Den Vertikaltransport übernimmt im Bereich des späteren Haupttreppenhauses ein 38 m hoher, ebenfalls dampfbetriebener Aufzug. Bis zu 5 t schwere Loren lassen sich mit ihm ohne Umladen auf jede Etage des entstehenden Rohbaus heben, um dort, wiederum auf Schienen, weiter verteilt zu werden.

Dampfkraft und Eisen-Bahnen – der Bauprozess wird neu gedacht

Schon im Juni 1841 beginnen der Abbruch bestehender Gebäude und der Aushub der Baugrube. Am 11. September wird der erste der insgesamt 2.344 Pfähle in den Boden gerammt. 1843 kann mit der Errichtung des Gebäudes begonnen werden. Am 6. April wird der Grundstein gelegt, bereits Ende des Jahres ist der Rohbau weitgehend fertiggestellt.

Möglich wird der erstaunliche Baufortschritt durch eine völlig neuartige Organisation des Bauprozesses, die in der Bautechnik Preußens einem Quantensprung gleichkommt. Schon die Pfähle sind erstmals mit Dampfkraft gesetzt worden; letztere dient dann ebenso zur Wasserhaltung und zum Betrieb der Mörtelmischer.

Auf der Baustelle wird ein Gleisnetz installiert, auf dem die Baumaterialien in eigens dafür konstruierten Loren vom Kupfergraben herangeschafft und verteilt werden. Den Vertikaltransport übernimmt im Bereich des späteren Haupttreppenhauses ein 38 m hoher, ebenfalls dampfbetriebener Aufzug. Bis zu 5 t schwere Loren lassen sich mit ihm ohne Umladen auf jede Etage des entstehenden Rohbaus heben, um dort, wiederum auf Schienen, weiter verteilt zu werden.

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Eisen allerorten

Einen entscheidenden Beitrag sowohl zur Umsetzung des „Prinzips Leichtbau“ als auch zur Beschleunigung des Bauprozesses liefert der Einsatz eiserner Bauglieder. Sie durchziehen den gesamten Baukörper, viele von ihnen sind in Wänden und Decken verborgen. Heute ist nur noch ein Teil erhalten, so etwa die hier in der zeitgenössischen Werkzeichnung dargestellten gusseisernen Traggerüste für die Kunstkammern im Obergeschoss.

Eisen allerorten

Einen entscheidenden Beitrag sowohl zur Umsetzung des „Prinzips Leichtbau“ als auch zur Beschleunigung des Bauprozesses liefert der Einsatz eiserner Bauglieder. Sie durchziehen den gesamten Baukörper, viele von ihnen sind in Wänden und Decken verborgen. Heute ist nur noch ein Teil erhalten, so etwa die hier in der zeitgenössischen Werkzeichnung dargestellten gusseisernen Traggerüste für die Kunstkammern im Obergeschoss.

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1843: Es muss schnell gehen – eingewölbt wird später

Die wohl beeindruckendsten unter den Eisentragwerken sind die „Bogensehnenträger“, die in den beiden nördlichen Flügeln die großen Säle mit Weiten von etwa 10 m stützenfrei überspannen.

Gerade sie tragen dazu bei, den Rohbau in derart kurzer Zeit zu vollenden: Parallel zum Hochziehen der Außenwände werden im Juni, August und Oktober 1843 bereits die im Werk vorgefertigten Träger für alle drei Decken geliefert und montiert. Sie steifen die Außenwände aus, ohne dass Zeit für das Schließen der Decken verschwendet wird; erst im folgenden Jahr wird man mit dem Einwölben beginnen.

Der Ende 1843 erreichte Bauzustand der beiden Nordflügel ist eine Sensation, noch nie hat man in Berlin und Preußen derartiges gesehen: ein haushoher hohler Baukörper, gegliedert und versteift allein durch drei eiserne Trägerroste.

1843: Es muss schnell gehen – eingewölbt wird später

Die wohl beeindruckendsten unter den Eisentragwerken sind die „Bogensehnenträger“, die in den beiden nördlichen Flügeln die großen Säle mit Weiten von etwa 10 m stützenfrei überspannen.

Gerade sie tragen dazu bei, den Rohbau in derart kurzer Zeit zu vollenden: Parallel zum Hochziehen der Außenwände werden im Juni, August und Oktober 1843 bereits die im Werk vorgefertigten Träger für alle drei Decken geliefert und montiert. Sie steifen die Außenwände aus, ohne dass Zeit für das Schließen der Decken verschwendet wird; erst im folgenden Jahr wird man mit dem Einwölben beginnen.

Der Ende 1843 erreichte Bauzustand der beiden Nordflügel ist eine Sensation, noch nie hat man in Berlin und Preußen derartiges gesehen: ein haushoher hohler Baukörper, gegliedert und versteift allein durch drei eiserne Trägerroste.

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1845: Der Ausbau beginnt, aber wird noch lange dauern

1845 sind alle Decken eingewölbt, die letzten Eisentragwerke in den Obergeschossen errichtet, sämtliche Außenwände verputzt. Und doch wird es noch viele Jahre bis zur finalen Eröffnung des Hauses dauern.

Der Ausbau des Hauses ist komplex und extrem aufwendig – vom Einbau einer zentral betriebenen Luftheizung über die großflächigen, gleichwohl künstlerisch hochwertigen Wandmalereien bis hin zur „Nobilitierung“ der rohen Eisentragwerke durch Zink- und andere -Verkleidungen, hier dargestellt für die Kunstkammern. Auch externe Faktoren wie Streiks rund um das Revolutionsjahr 1848 hemmen den Baufortschritt.

Nicht zuletzt zeigt sich noch vor Vollendung des Bauwerks, dass Stüler die Lage des tragfähigen Baugrunds seinerzeit zu günstig eingeschätzt hat. In Verkennung der wahren Tiefe des Kolks von bis zu 25 m legte er die Pfahllänge auf maximal 58 Fuß (etwa 18 m) fest – eine Entscheidung, die sich im nordwestlichen Teil der Baufläche schon in der 1850er Jahren mit deutlichen Setzungsrissen als verhängnisvoller Irrtum erweist und erste Sicherungsmaßnahmen erforderlich macht.

1845: Der Ausbau beginnt, aber wird noch lange dauern

1845 sind alle Decken eingewölbt, die letzten Eisentragwerke in den Obergeschossen errichtet, sämtliche Außenwände verputzt. Und doch wird es noch viele Jahre bis zur finalen Eröffnung des Hauses dauern.

Der Ausbau des Hauses ist komplex und extrem aufwendig – vom Einbau einer zentral betriebenen Luftheizung über die großflächigen, gleichwohl künstlerisch hochwertigen Wandmalereien bis hin zur „Nobilitierung“ der rohen Eisentragwerke durch Zink- und andere -Verkleidungen, hier dargestellt für die Kunstkammern. Auch externe Faktoren wie Streiks rund um das Revolutionsjahr 1848 hemmen den Baufortschritt.

Nicht zuletzt zeigt sich noch vor Vollendung des Bauwerks, dass Stüler die Lage des tragfähigen Baugrunds seinerzeit zu günstig eingeschätzt hat. In Verkennung der wahren Tiefe des Kolks von bis zu 25 m legte er die Pfahllänge auf maximal 58 Fuß (etwa 18 m) fest – eine Entscheidung, die sich im nordwestlichen Teil der Baufläche schon in der 1850er Jahren mit deutlichen Setzungsrissen als verhängnisvoller Irrtum erweist und erste Sicherungsmaßnahmen erforderlich macht.

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1883/84: Neue Fachwerk-Träger über den Innenhöfen

Erst 1859 wird die Ethnographische Sammlung als letzte Abteilung des Neuen Museums eröffnet.

In den folgenden Jahrzehnten kommt es immer wieder zu Umbauten. So werden bereits in den 1880er Jahren die flachen Dachräume in ein zusätzlich nutzbares Mezzaningeschoss umgebaut. Man erhöht die Innenhofwände, ordnet Fenster an und kehrt die Neigung der Pultdächer – vormals nach innen – nun nach außen.

Als Konsequenz muss das in den 1840er Jahren von August Borsig entwickelte und in seiner Zeit spektakuläre Glas-Eisen-Dach über dem Ägyptischen Hof einer neuen Fachwerk-Konstruktion weichen. Die erhaltene Originalzeichnung zeigt den zugehörigen Planungsstand von 1883.

1883/84: Neue Fachwerk-Träger über den Innenhöfen

Erst 1859 wird die Ethnographische Sammlung als letzte Abteilung des Neuen Museums eröffnet.

In den folgenden Jahrzehnten kommt es immer wieder zu Umbauten. So werden bereits in den 1880er Jahren die flachen Dachräume in ein zusätzlich nutzbares Mezzaningeschoss umgebaut. Man erhöht die Innenhofwände, ordnet Fenster an und kehrt die Neigung der Pultdächer – vormals nach innen – nun nach außen.

Als Konsequenz muss das in den 1840er Jahren von August Borsig entwickelte und in seiner Zeit spektakuläre Glas-Eisen-Dach über dem Ägyptischen Hof einer neuen Fachwerk-Konstruktion weichen. Die erhaltene Originalzeichnung zeigt den zugehörigen Planungsstand von 1883.

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Um 1910: Der Bau des Pergamonmuseums verschärft die Setzungsschäden

In den 1910er Jahren verschärfen die tiefreichenden Gründungsarbeiten für das Pergamonmuseum die Setzungsschäden am unmittelbar benachbarten Neuen Museum. Im Bereich des Ägyptischen Hofs führt man unterhalb des Kellerfußbodens Zugbänder ein, um die gefährdeten Bereiche mit dem Treppenhaus zu verspannen.

Andere Bereiche bleiben weitgehend unberührt, wie etwa der westliche Kunstkammersaal, hier in einer Aufnahme aus vermutlich den 1920er Jahren.

Um 1910: Der Bau des Pergamonmuseums verschärft die Setzungsschäden

In den 1910er Jahren verschärfen die tiefreichenden Gründungsarbeiten für das Pergamonmuseum die Setzungsschäden am unmittelbar benachbarten Neuen Museum. Im Bereich des Ägyptischen Hofs führt man unterhalb des Kellerfußbodens Zugbänder ein, um die gefährdeten Bereiche mit dem Treppenhaus zu verspannen.

Andere Bereiche bleiben weitgehend unberührt, wie etwa der westliche Kunstkammersaal, hier in einer Aufnahme aus vermutlich den 1920er Jahren.

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1943–45: Das Treppenhaus und der Nord-West-Flügel werden zerstört

Wie die anderen Bauten der Museumsinsel wird auch das Neue Museum bereits unmittelbar nach dem deutschen Überfall auf Polen 1939 geschlossen, wesentliche Teile des Museumsguts werden ausgelagert.

In der Nacht vom 23. zum 24. November 1943 – genau 100 Jahre nach Fertigstellung des Rohbaus – gibt es erstmals schwere Bombentreffer; das Haupttreppenhaus brennt vollständig aus. Im letzten großen Luftangriff auf die Berliner Innenstadt am 3. Februar 1945, der auch das Schicksal des Alten Museums besiegelt, vernichten Sprengbomben weite Bereiche um den Ägyptischen Hof. Im April 1945 setzt direkter Granatbeschuss dem einstmaligen Prachtbau ein letztes Mal zu.

1943–45: Das Treppenhaus und der Nord-West-Flügel werden zerstört

Wie die anderen Bauten der Museumsinsel wird auch das Neue Museum bereits unmittelbar nach dem deutschen Überfall auf Polen 1939 geschlossen, wesentliche Teile des Museumsguts werden ausgelagert.

In der Nacht vom 23. zum 24. November 1943 – genau 100 Jahre nach Fertigstellung des Rohbaus – gibt es erstmals schwere Bombentreffer; das Haupttreppenhaus brennt vollständig aus. Im letzten großen Luftangriff
auf die Berliner Innenstadt am 3. Februar 1945, der auch das Schicksal des Alten Museums besiegelt, vernichten Sprengbomben weite Bereiche um den Ägyptischen Hof. Im April 1945 setzt direkter Granatbeschuss dem einstmaligen Prachtbau ein letztes Mal zu.

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„Ergänzende Wiederherstellung“ als Leitbild für den Wiederaufbau

Nach 1945 bleibt die dennoch nur in Teilen zerstörte Ruine, ungeachtet erster Sicherungsmaßnahmen und engagierter Bemühungen der Staatlichen Museen der DDR, für Jahrzehnte relativ ungeschützt der Witterung und auch Plünderungen ausgesetzt.

Erst Ende 1985 fällt der Beschluss für die „Generalrekonstruktion“. Endlich beginnen großräumige Bergungs- und Sicherungsmaßnahmen, dezidierte Planungen für eine vollflächige Ersatzgründung werden ausgearbeitet. Am 1. September 1989, 50 Jahre nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, erfolgt die feierliche Grundsteinlegung, der erste neue Bohrpfahl wird eingebracht.

Gut zwei Monate später fällt die Mauer. Im wieder zusammenwachsenden Berlin wird der bis dahin vorgesehene, weitgehend rekonstruierende Wiederaufbau noch einmal grundsätzlich in Frage gestellt. Ende 1997 geht schließlich David Chipperfields ganz andersartiges Konzept einer „Ergänzenden Wiederherstellung“ (hier in einer frühen Skizze) aus zwei Wettbewerben als Sieger hervor: Nicht Rekonstruieren, sondern Erhalten, Ergänzen und Weiterbauen prägen von nun an den Wiederaufbau.

„Ergänzende Wiederherstellung“ als Leitbild für den Wiederaufbau

Nach 1945 bleibt die dennoch nur in Teilen zerstörte Ruine, ungeachtet erster Sicherungsmaßnahmen und engagierter Bemühungen der Staatlichen Museen der DDR, für Jahrzehnte relativ ungeschützt der Witterung und auch Plünderungen ausgesetzt.

Erst Ende 1985 fällt der Beschluss für die „Generalrekonstruktion“. Endlich beginnen großräumige Bergungs- und Sicherungsmaßnahmen, dezidierte Planungen für eine vollflächige Ersatzgründung werden ausgearbeitet. Am 1. September 1989, 50 Jahre nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, erfolgt die feierliche Grundsteinlegung, der erste neue Bohrpfahl wird eingebracht.

Gut zwei Monate später fällt die Mauer. Im wieder zusammenwachsenden Berlin wird der bis dahin vorgesehene, weitgehend rekonstruierende Wiederaufbau noch einmal grundsätzlich in Frage gestellt. Ende 1997 geht schließlich David Chipperfields ganz andersartiges Konzept einer „Ergänzenden Wiederherstellung“ (hier in einer frühen Skizze) aus zwei Wettbewerben als Sieger hervor: Nicht Rekonstruieren, sondern Erhalten, Ergänzen und Weiterbauen prägen von nun an den Wiederaufbau.

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Die historischen Tragwerke nicht ersetzen, sondern als tragend belassen!

Die nun geforderte „Sicherung und Restaurierung der noch erhaltenen Teile“ schließt unverzichtbar auch das historische Tragwerk mit all seinen Eigenheiten und Varianten ein.

Gerade weil in Stülers Konzept Architektur und Konstruktion als untrennbare Einheit verstanden, entwickelt und zur Schau gestellt worden waren, muss jetzt die einzigartige Konstruktionsvielfalt des Hauses nicht nur erhalten werden. Vielmehr gilt es, die historischen Tragstrukturen für die künftige Nutzung möglichst auch in ihren tragenden Funktionen zu belassen – ungeachtet dessen, dass sie sich heutigen Regelwerken und Nachweiskonzepten entziehen. Die neuen Tragwerksplaner*innen haben eine Herausforderung zu meistern, die derjenigen aus den 1840er Jahren nicht nachsteht.

Die nach intensiven Voruntersuchungen von ihnen entwickelten Lösungen sind an anderer Stelle detailliert beschrieben worden. Beispielhaft sei deshalb hier nur auf den Nachbau der Stülerschen Topfgewölbe mit neuen Tontöpfen und die Verstärkung historischer Gussträger durch CFK-Lamellen verwiesen.

Die historischen Tragwerke nicht ersetzen, sondern als tragend belassen!

Die nun geforderte „Sicherung und Restaurierung der noch erhaltenen Teile“ schließt unverzichtbar auch das historische Tragwerk mit all seinen Eigenheiten und Varianten ein.

Gerade weil in Stülers Konzept Architektur und Konstruktion als untrennbare Einheit verstanden, entwickelt und zur Schau gestellt worden waren, muss jetzt die einzigartige Konstruktionsvielfalt des Hauses nicht nur erhalten werden. Vielmehr gilt es, die historischen Tragstrukturen für die künftige Nutzung möglichst auch in ihren tragenden Funktionen zu belassen – ungeachtet dessen, dass sie sich heutigen Regelwerken und Nachweiskonzepten entziehen. Die neuen Tragwerksplaner*innen haben eine Herausforderung zu meistern, die derjenigen aus den 1840er Jahren nicht nachsteht.

Die nach intensiven Voruntersuchungen von ihnen entwickelten Lösungen sind an anderer Stelle detailliert beschrieben worden. Beispielhaft sei deshalb hier nur auf den Nachbau der Stülerschen Topfgewölbe mit neuen Tontöpfen und die Verstärkung historischer Gussträger durch CFK-Lamellen verwiesen.

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Zukunftsweisendes Engineering im Bestand

Heute zählt das 2009 wieder eröffnete Neue Museum auch in bautechnischer Hinsicht gleich in doppeltem Sinne zu den Glanzstücken der Welterbestätte Museumsinsel: Errichtet in der ersten Industrialisierungsphase Preußens, bezeugt es eindrücklich den damaligen Aufbruch zu einer neuen preußischen Konstruktionskunst. Wiederaufgebaut mit hohem Respekt vor dem historischen Erbe und Offenheit für auch ungewöhnliche Lösungen, steht es zugleich für ein zukunftsweisendes Engineering im Bestand.

2014 wurde es von der Bundesingenieurkammer als „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ ausgezeichnet.

Film zum Neuen Museum (... dort nach unten scrollen, es ist der 14. Film!)

Zukunftsweisendes Engineering im Bestand

Heute zählt das 2009 wieder eröffnete Neue Museum auch in bautechnischer Hinsicht gleich in doppeltem Sinne zu den Glanzstücken der Welterbestätte Museumsinsel: Errichtet in der ersten Industrialisierungsphase Preußens, bezeugt es eindrücklich den damaligen Aufbruch zu einer neuen preußischen Konstruktionskunst. Wiederaufgebaut mit hohem Respekt vor dem historischen Erbe und Offenheit für auch ungewöhnliche Lösungen, steht es zugleich für ein zukunftsweisendes Engineering im Bestand.

2014 wurde es von der Bundesingenieurkammer als „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ ausgezeichnet.

Film zum Neuen Museum (... dort nach unten scrollen, es ist der 14. Film!)

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Zur Tragwerksplanung

Wer hat das komplexe Tragwerk entworfen, entwickelt und verantwortet?

Die Frage führt an erster Stelle auf den kaum bekannten Bauleiter Carl Wilhelm Hoffmann (1810–1895). Sein Tätigkeitsspektrum umfasst recht genau das eines heutigen Tragwerksplaners: Hoffmann entwirft, konstruiert, führt Versuche durch und stellt statische Berechnungen an. 1841 wird er mit der „speciellen Führung“ beauftragt, bis 1853 bleibt er dem Bau verbunden.

Mit Sicherheit hat jedoch auch Friedrich August Stüler (1800–1865) maßgeblich zur Tragwerksplanung beigetragen. Wie Schinkel hat er sich stets den neuen bautechnischen Optionen seiner Zeit gewidmet. Wie kein anderer Architekt der Schinkel-Schule wird er zudem nach dem Neuen Museum weitere bedeutende Eisenbauten verwirklichen.

Und schließlich ist speziell für die Eisentragwerke unbedingt der hauptverantwortliche Eisenbauer zu nennen: Gerade in der Detaillierung haben Kompetenz und Kreativität des „Lokomotivkönigs“ August Borsig (1804–1854) entscheidend zu deren erfolgreicher Realisierung beigetragen.

Zur Tragwerksplanung

Wer hat das komplexe Tragwerk entworfen, entwickelt und verantwortet?

Die Frage führt an erster Stelle auf den kaum bekannten Bauleiter Carl Wilhelm Hoffmann (1810–1895). Sein Tätigkeitsspektrum umfasst recht genau das eines heutigen Tragwerksplaners: Hoffmann entwirft, konstruiert, führt Versuche durch und stellt statische Berechnungen an. 1841 wird er mit der „speciellen Führung“ beauftragt, bis 1853 bleibt er dem Bau verbunden.

Mit Sicherheit hat jedoch auch Friedrich August Stüler (1800–1865) maßgeblich zur Tragwerksplanung beigetragen. Wie Schinkel hat er sich stets den neuen bautechnischen Optionen seiner Zeit gewidmet. Wie kein anderer Architekt der Schinkel-Schule wird er zudem nach dem Neuen Museum weitere bedeutende Eisenbauten verwirklichen.

Und schließlich ist speziell für die Eisentragwerke unbedingt der hauptverantwortliche Eisenbauer zu nennen: Gerade in der Detaillierung haben Kompetenz und Kreativität des „Lokomotivkönigs“ August Borsig (1804–1854) entscheidend zu deren erfolgreicher Realisierung beigetragen.

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Kenndaten

Lage: Bodestraße 4, 10117 Berlin-Mitte

Bauzeit:
1841–59, Rohbau 1841–45
1987–2009 Sicherung und Wiederaufbau

Tragwerksplanung:
- Ursprungsbau: Friedrich August Stüler, und Carl Wilhelm Hoffmann
- Wiederaufbau: Ingenieurgruppe Bauen

Gesamtplanung:
- Ursprungsbau: Friedrich August Stüler mit Ignaz Maria von Olfers
- Wiederaufbau: David Chipperfield Architects mit Julian Harrap

Ausführung:
- Ursprungsbau: Zahlreiche regionale Baufirmen; - Eisentragwerke: August Borsig, Julius Conrad Freund, Königliche Eisengießerei
- Wiederaufbau: ARGE Rohbau Neues Museum sowie zahlreiche Fachfirmen

Kenndaten

Lage: Bodestraße 4, 10117 Berlin-Mitte

Bauzeit:
1841–59, Rohbau 1841–45
1987–2009 Sicherung und Wiederaufbau

Tragwerksplanung:
- Ursprungsbau: Friedrich August Stüler, und Carl Wilhelm Hoffmann
- Wiederaufbau: Ingenieurgruppe Bauen

Gesamtplanung:
- Ursprungsbau: Friedrich August Stüler mit Ignaz Maria von Olfers
- Wiederaufbau: David Chipperfield Architects mit Julian Harrap

Ausführung:
- Ursprungsbau: Zahlreiche regionale Baufirmen; - Eisentragwerke: August Borsig, Julius Conrad Freund, Königliche Eisengießerei
- Wiederaufbau: ARGE Rohbau Neues Museum sowie zahlreiche Fachfirmen

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