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Schinkels Entwurf von 1823: Pantheon und Säulenhalle
Die Königlichen Kunstsammlungen jedermann öffentlich zugänglich zu machen – das war in Preußen alles andere als eine Selbstverständlichkeit und auch typologisch eine noch vorbildlose Bauaufgabe. So kann es nicht verwundern, dass die ersten Planungen ab 1816 dafür zunächst lediglich den Umbau eines Flügels der Königlichen Akademie an der Universitätsstraße vorsahen.
1822 aber reifte die Idee eines eigenständigen neuen Baus am Lustgarten. Zum Jahresende entwickelte Schinkel im Auftrag Friedrich Willhelms III erste Entwürfe. Genauere Baugrunderkundungen führten in der Folge u.a. zu einer Verschiebung des Baufeldes um etwa 10 m nach Osten. Im Lauf des Sommers konkretisiert, „stand“ die Planung schließlich im September 1823.
Eine streng gegliederte Vierflügelanlage mit einem Sockel- und zwei Hauptgeschossen gruppiert sich um zwei Innenhöfe sowie das Pantheon-Zitat einer kuppelgekrönten Rotunde. Die mächtigste Geste freilich ist die markante und nahezu archaische Säulenhalle, die die gesamte Front zum Lustgarten hin bestimmt.
Schinkels Entwurf von 1823: Pantheon und Säulenhalle
Die Königlichen Kunstsammlungen jedermann öffentlich zugänglich zu machen – das war in Preußen alles andere als eine Selbstverständlichkeit und auch typologisch eine noch vorbildlose Bauaufgabe. So kann es nicht verwundern, dass die ersten Planungen ab 1816 dafür zunächst lediglich den Umbau eines Flügels der Königlichen Akademie an der Universitätsstraße vorsahen.
1822 aber reifte die Idee eines eigenständigen neuen Baus am Lustgarten. Zum Jahresende entwickelte Schinkel im Auftrag Friedrich Willhelms III erste Entwürfe. Genauere Baugrunderkundungen führten in der Folge u.a. zu einer Verschiebung des Baufeldes um etwa 10 m nach Osten. Im Lauf des Sommers konkretisiert, „stand“ die Planung schließlich im September 1823.
Eine streng gegliederte Vierflügelanlage mit einem Sockel- und zwei Hauptgeschossen gruppiert sich um zwei Innenhöfe sowie das Pantheon-Zitat einer kuppelgekrönten Rotunde. Die mächtigste Geste freilich ist die markante und nahezu archaische Säulenhalle, die die gesamte Front zum Lustgarten hin bestimmt.
Das Dachwerk über der Rotunde im Entwurf von 1823
Schon 1823 entstand auch der erste Entwurf eines „Großen Fensters“, das die knapp 9 m weite Öffnung im Kuppelscheitel überdachen sollte. Schinkel bezog sich mit dieser für Preußen noch unbekannten Eisenkonstruktion auf französische Vorbilder, die er bereits bei seinem ersten Parisaufenthalt 1804/05 gesehen hatte.
Eine mit „Schinkel 1823“ signierte Zeichnung gibt den Planungsstand wieder. In beeindruckender Verdichtung zeigt sie für den die Kuppel umgebenden Dachraum in den vier Quadranten unterschiedlicher Höhenlagen des hölzernen Dachverbandes. Auf ihm ruht im Zentrum als oberste Lage das filigrane Tragwerk des vorgesehenen Glas-Eisen-Daches.
Das Dachwerk über der Rotunde im Entwurf von 1823
Schon 1823 entstand auch der erste Entwurf eines „Großen Fensters“, das die knapp 9 m weite Öffnung im Kuppelscheitel überdachen sollte. Schinkel bezog sich mit dieser für Preußen noch unbekannten Eisenkonstruktion auf französische Vorbilder, die er bereits bei seinem ersten Parisaufenthalt 1804/05 gesehen hatte.
Eine mit „Schinkel 1823“ signierte Zeichnung gibt den Planungsstand wieder. In beeindruckender Verdichtung zeigt sie für den die Kuppel umgebenden Dachraum in den vier Quadranten unterschiedliche Höhenlagen des hölzernen Dachverbandes. Auf ihm ruht im Zentrum als oberste Lage das filigrane Tragwerk des vorgesehenen Glas-Eisen-Daches.
Im Juli 1824 beginnen die Arbeiten für die Pfahlgründung
Die Erschließung des Baufeldes erforderte bereits seit Sommer 1823 erhebliche vorbereitende Maßnahmen an den das Terrain bestimmenden Wasserläufen. Im Februar 1824 begann der Aushub der Baugrube, im Juli des Jahres konnte die Pfahlgründung in Angriff genommen werden. In diesen Dimensionen noch gänzlich unbekannt, umso sorgfältiger geplant und überwacht, wurden insgesamt 3.053 Pfähle in den von Faulschlamm-Linsen durchzogenen Baugrund gerammt. Im Lauf des Winters war der Gründungsrost fertiggestellt.
Der abgebildete Pfahlplan für die Osthälfte wurde offenbar als Ausführungsplan vorbereitet und dann während des Rammens der Pfähle mit Informationen zur tatsächlichen Ausführung inkl. Vermerken zu zusätzlich gesetzten Pfählen ergänzt.
Das Frühjahr 1825 brachte den Beginn der Maurerarbeiten. Schinkel ließ diverse Versuche mit verschiedenen Mörtelarten durchführen. Im Ergebnis kam nicht nur im Sockelgeschoss, sondern auch in Teilen der Kuppel und der Decke über der Vorhalle statt des üblichen Kalkmörtels erstmals in Preußen „englischer Portland-Cement“ zum Einsatz. Im November 1826 feierte man Richtfest.
Im Juli 1824 beginnen die Arbeiten für die Pfahlgründung
Die Erschließung des Baufeldes erforderte bereits seit Sommer 1823 erhebliche vorbereitende Maßnahmen an den das Terrain bestimmenden Wasserläufen. Im Februar 1824 begann der Aushub der Baugrube, im Juli des Jahres konnte die Pfahlgründung in Angriff genommen werden. In diesen Dimensionen noch gänzlich unbekannt, umso sorgfältiger geplant und überwacht, wurden insgesamt 3.053 Pfähle in den von Faulschlamm-Linsen durchzogenen Baugrund gerammt. Im Lauf des Winters war der Gründungsrost fertiggestellt.
Der abgebildete Pfahlplan für die Osthälfte wurde offenbar als Ausführungsplan vorbereitet und dann während des Rammens der Pfähle mit Informationen zur tatsächlichen Ausführung inkl. Vermerken zu zusätzlich gesetzten Pfählen ergänzt.
Das Frühjahr 1825 brachte den Beginn der Maurerarbeiten. Schinkel ließ diverse Versuche mit verschiedenen Mörtelarten durchführen. Im Ergebnis kam nicht nur im Sockelgeschoss, sondern auch in Teilen der Kuppel und der Decke über der Vorhalle statt des üblichen Kalkmörtels erstmals in Preußen „englischer Portland-Cement“ zum Einsatz. Im November 1826 feierte man Richtfest.
Neuartig in Preußen - das eiserne Dachtragwerk über dem Oberlicht
Die Detaillierung und Errichtung des Glas-Eisen-Dachs erfolgte 1827. Die finale Ausführung unterschied sich dabei deutlich nicht nur von den ersten Überlegungen 1823. Auch im Zuge der Werkplanung kam es noch zu prägnanten Veränderungen.
So wurde das etwa 9 m weit spannende eiserne Tragwerk nun nicht mehr auf auskragende Balken des Holzdachs, sondern über gusseiserne Pfosten auf der gemauerten Kuppel aufgelagert. Der entsprechende und hier dargestellte, auf 1827 zu datierende Planungsstand sah weiterhin noch zwölf aufgeständerte Hauptrippen vor. Realisiert wurde schließlich eine Variante mit 20 Hauptrippen und einigen noch veränderten Details.
Diese material- und fertigungstechnische Optimierung erfolgte in enger Abstimmung mit der ausführenden Eisengießerei und Maschinenbauanstalt des Franz Anton Egells. Im Herbst konnte das fertiggestellte Kunstwerk aus Guss- und Schmiedeeisen probeweise komplett vormontiert und dann auf die Baustelle verbracht werden.
Neuartig in Preußen - das eiserne Dachtragwerk über dem Oberlicht
Die Detaillierung und Errichtung des Glas-Eisen-Dachs erfolgte 1827. Die finale Ausführung unterschied sich dabei deutlich nicht nur von den ersten Überlegungen 1823. Auch im Zuge der Werkplanung kam es noch zu prägnanten Veränderungen.
So wurde das etwa 9 m weit spannende eiserne Tragwerk nun nicht mehr auf auskragende Balken des Holzdachs, sondern über gusseiserne Pfosten auf der gemauerten Kuppel aufgelagert. Der entsprechende und hier dargestellte, auf 1827 zu datierende Planungsstand sah weiterhin noch zwölf aufgeständerte Hauptrippen vor. Realisiert wurde schließlich eine Variante mit 20 Hauptrippen und einigen noch veränderten Details.
Diese material- und fertigungstechnische Optimierung erfolgte in enger Abstimmung mit der ausführenden Eisengießerei und Maschinenbauanstalt des Franz Anton Egells. Im Herbst konnte das fertiggestellte Kunstwerk aus Guss- und Schmiedeeisen probeweise komplett vormontiert und dann auf die Baustelle verbracht werden.
Am 60. Geburtstag des Königs wird das Museum 1830 eröffnet
1828 war der Bau vollendet. Mehr als zwei Jahre freilich nahm die innere Ausgestaltung und Einrichtung noch in Anspruch, ehe des „Königliche Museum am Lustgarten“ am 3. August 1830, dem 60. Geburtstag des Königs, offiziell seine Pforten öffnen sollte.
Einen Eindruck von der damaligen Atmosphäre gibt die berühmte Zeichnung, die Schinkel 1831 in der von ihm herausgegebenen „Sammlung Architectonischer Entwürfe“ veröffentlichte. Die „Perspectivische Ansicht von der Galerie der Haupt-Treppe des Museums“ ist freilich mehr als eine Architekturdarstellung – sie ist das illustrierte Programm eines bürgerlichen Bildungsideals, das sich an diesem Ort im Kontext von Stadtschloss (Monarchie), Dom (Kirche) und Zeughaus (Militär) als vierter Pol nun neu und selbstbewusst manifestierte.
Am 60. Geburtstag des Königs wird das Museum 1830 eröffnet
1828 war der Bau vollendet. Mehr als zwei Jahre freilich nahm die innere Ausgestaltung und Einrichtung noch in Anspruch, ehe des „Königliche Museum am Lustgarten“ am 3. August 1830, dem 60. Geburtstag des Königs, offiziell seine Pforten öffnen sollte.
Einen Eindruck von der damaligen Atmosphäre gibt die berühmte Zeichnung, die Schinkel 1831 in der von ihm herausgegebenen „Sammlung Architectonischer Entwürfe“ veröffentlichte. Die „Perspectivische Ansicht von der Galerie der Haupt-Treppe des Museums“ ist freilich mehr als eine Architekturdarstellung – sie ist das illustrierte Programm eines bürgerlichen Bildungsideals, das sich an diesem Ort im Kontext von Stadtschloss (Monarchie), Dom (Kirche) und Zeughaus (Militär) als vierter Pol nun neu und selbstbewusst manifestierte.
Das Alte Museum um 1900 – im Wesentlichen unverändert
In den 1870er Jahren erfolgten kleinere Umbauten der Oberlichtsäle, die eiserne Dachwerke erhielten. Im Wesentlichen und v.a. im Äußeren aber blieb das nach der Errichtung des „Neuen Museums“ in den 1840er Jahren nun „Altes Museum“ genannte Haus bis zur Zerstörung im 2. Weltkrieg weitgehend unverändert.
Die kolorierte Fotografie entstand um 1900. Der prachtvoll gestaltete Lustgarten wird durch das Reiterstandbild Kaiser Wilhelms II bestimmt, im Hintergrund ist neben dem Neuen Museum auch die (Alte) Nationalgalerie erkennbar. Links vom Alten Museum steht noch das ebenfalls nach Schinkels Entwurf Anfang der 1830er Jahre errichtete Wohnhaus des Generalsteuerdirektors; wegen erheblicher Bauschäden wurde es 1937 abgetragen.
Das Alte Museum um 1900 – im Wesentlichen unverändert
In den 1870er Jahren erfolgten kleinere Umbauten der Oberlichtsäle, die eiserne Dachwerke erhielten. Im Wesentlichen und v.a. im Äußeren aber blieb das nach der Errichtung des „Neuen Museums“ in den 1840er Jahren nun „Altes Museum“ genannte Haus bis zur Zerstörung im 2. Weltkrieg weitgehend unverändert.
Die kolorierte Fotografie entstand um 1900. Der prachtvoll gestaltete Lustgarten wird durch das Reiterstandbild Kaiser Wilhelms II bestimmt, im Hintergrund ist neben dem Neuen Museum auch die (Alte) Nationalgalerie erkennbar. Links vom Alten Museum steht noch das ebenfalls nach Schinkels Entwurf Anfang der 1830er Jahre errichtete Wohnhaus des Generalsteuerdirektors; wegen erheblicher Bauschäden wurde es 1937 abgetragen.
Der 2. Weltkrieg hinterlässt eine ausgebrannte Ruine
Mit Beginn des 2.Weltkriegs wurden alle Häuser der Museumsinsel geschlossen und die Bestände an geschützte Orte ausgelagert. Bereits 1941 trifft erstmals eine Fliegerbombe das Alte Museum im Nordtrakt, im Dezember 1943 zerstört eine weitere den Bau an derselben Stelle nun bis hinab zum Fundament. Im Mai 1944 vernichtet ein Brand u.a. den alten Dachstuhl. Kurz vor Kriegsende gehen im schweren Tagesangriff vom 3. Februar 1945, der in Berlin-Mitte ganze Straßenzüge in Brand setzt, 25 Volltreffer allein auf die Museumsinsel nieder. Den Endpunkt setzt, wahrscheinlich am 30. April (... nach einer anderen Quelle allerdings erst am 8. Mai) die Explosion eines dicht neben dem Alten Museum stehenden Munitionswagens o.ä. – das, was von Schinkels Meisterwerk noch übrig ist, brennt völlig aus. Am folgenden Vormittag stehen die ersten sowjetischen Soldaten auf der Museumsinsel.
Das Foto des berühmten sowjetischen Kriegsfotografen Timofej Melnik (1911–1985) zeigt eine Parade des 32. Schützenkorps der 5. Stoßarmee vor der Säulenfront des Alten Museums am 4. Mai 1945.
Der 2. Weltkrieg hinterlässt eine ausgebrannte Ruine
Mit Beginn des 2.Weltkriegs wurden alle Häuser der Museumsinsel geschlossen und die Bestände an geschützte Orte ausgelagert. Bereits 1941 trifft erstmals eine Fliegerbombe das Alte Museum im Nordtrakt, im Dezember 1943 zerstört eine weitere den Bau an derselben Stelle nun bis hinab zum Fundament. Im Mai 1944 vernichtet ein Brand u.a. den alten Dachstuhl. Kurz vor Kriegsende gehen im schweren Tagesangriff vom 3. Februar 1945, der in Berlin-Mitte ganze Straßenzüge in Brand setzt, 25 Volltreffer allein auf die Museumsinsel nieder. Den Endpunkt setzt, wahrscheinlich am 30. April (... nach einer anderen Quelle allerdings erst am 8. Mai) die Explosion eines dicht neben dem Alten Museum stehenden Munitionswagens o.ä. – das, was von Schinkels Meisterwerk noch übrig ist, brennt völlig aus. Am folgenden Vormittag stehen die ersten sowjetischen Soldaten auf der Museumsinsel.
Das Foto des berühmten sowjetischen Kriegsfotografen Timofej Melnik (1911–1985) zeigt eine Parade des 32. Schützenkorps der 5. Stoßarmee vor der Säulenfront des Alten Museums am 4. Mai 1945.
1953/54 bekommt die Rotunde wieder ein Dach
1951 kommt es zu ersten bescheidenen Sicherungsmaßnahmen. Sie führen um 1953/54 zur Errichtung eines neuen Dachwerks über der Rotunde, das offenbar noch heute seinen Dienst tut.
1958 beginnt der nun offiziell beschlossene Wiederaufbau, der das Innere durch neue Raumaufteilungen und den Einbau von Massivdecken grundlegend verändert. 1966 wird das Haus als Museum für Gegenwartskunst der DDR neu eröffnet.
1953/54 bekommt die Rotunde wieder ein Dach
1951 kommt es zu ersten bescheidenen Sicherungsmaßnahmen. Sie führen um 1953/54 zur Errichtung eines neuen Dachwerks über der Rotunde, das offenbar noch heute seinen Dienst tut.
1958 beginnt der nun offiziell beschlossene Wiederaufbau, der das Innere durch neue Raumaufteilungen und den Einbau von Massivdecken grundlegend verändert. 1966 wird das Haus als Museum für Gegenwartskunst der DDR neu eröffnet.
Schinkels eisernes Dachtragwerk für das Oberlicht blieb erhalten
Die bauzeitliche Konstruktion des eisernen Dachtragwerks über dem Oberlicht der Rotunde ist weitgehend im Original erhalten. Es fehlen jedoch die kleineren Zwischenrippen, die ursprünglich jeweils zwischen dem Fuß- und dem dritten Ring eingefügt waren.
Im Zuge des Wiederaufbaus wurden sie durch stählerne Sparren aus Vierkantprofilen ersetzt. Letztere kamen zudem als Aufständerung auf den erhaltenen Hauptrippen zur Anwendung. Im Ergebnis tragen heute insgesamt 40 neue Vierkantprofile die etwas flacher als früher geneigte Verglasung.
Verwunderlich ist aus heutiger Sicht die Unbefangenheit, mit der die neuen Stahlprofile im Zuge des Umbaus mit den historischen Baugliedern verschweißt wurden – eigentlich ein NoGo im Umgang mit Eisenwerkstoffen aus dem frühen 19. Jahrhundert!
Schinkels eisernes Dachtragwerk für das Oberlicht blieb erhalten
Die bauzeitliche Konstruktion des eisernen Dachtragwerks über dem Oberlicht der Rotunde ist weitgehend im Original erhalten. Es fehlen jedoch die kleineren Zwischenrippen, die ursprünglich jeweils zwischen dem Fuß- und dem dritten Ring eingefügt waren.
Im Zuge des Wiederaufbaus wurden sie durch stählerne Sparren aus Vierkantprofilen ersetzt. Letztere kamen zudem als Aufständerung auf den erhaltenen Hauptrippen zur Anwendung. Im Ergebnis tragen heute insgesamt 40 neue Vierkantprofile die etwas flacher als früher geneigte Verglasung.
Verwunderlich ist aus heutiger Sicht die Unbefangenheit, mit der die neuen Stahlprofile im Zuge des Umbaus mit den historischen Baugliedern verschweißt wurden – eigentlich ein NoGo im Umgang mit Eisenwerkstoffen aus dem frühen 19. Jahrhundert!
Die Verglasung der Treppenhalle – nichts ist dauerhafter als ein Provisorium
1991 kam es anlässlich einer Rembrandt-Ausstellung zu einem folgenschweren Eingriff: Mit dem Ziel einer klimatisch geschützten Verbindung zwischen den beiden Flügeln des Hauses wurden zwischen den Säulen vor der Treppenhalle großformatige Glasscheiben installiert.
Sowohl das Landesdenkmalamt als auch der Landesdenkmalrat hatten energisch gegen den Eingriff votiert. Die Realität sollte ihnen in doppelter Hinsicht Recht geben: Die Maßnahme veränderte grundlegend sowohl das äußere Erscheinungsbild als auch die innere Wahrnehmung der Vorhalle und wurde – obgleich als Provisorium tituliert – bis heute nicht zurückgebaut.
Bereits 1998 lobte man einen Wettbewerb für die Generalsanierung des Alten Museums aus. Die Umsetzung des Siegerentwurfs steht nach wie vor aus. Lediglich kleinere Maßnahmen wie die Sanierung der Freitreppe (2007) und der Kassettendecke der Rotunde (2009) wurden vorgezogen. Es steht zu hoffen, dass im Zuge der Gesamtsanierung eine bessere Lösung als die skandalöse Vollverglasung für die klimatechnischen Herausforderungen gefunden wird.
Die Verglasung der Treppenhalle – nichts ist dauerhafter als ein Provisorium
1991 kam es anlässlich einer Rembrandt-Ausstellung zu einem folgenschweren Eingriff: Mit dem Ziel einer klimatisch geschützten Verbindung zwischen den beiden Flügeln des Hauses wurden zwischen den Säulen vor der Treppenhalle großformatige Glasscheiben installiert.
Sowohl das Landesdenkmalamt als auch der Landesdenkmalrat hatten energisch gegen den Eingriff votiert. Die Realität sollte ihnen in doppelter Hinsicht Recht geben: Die Maßnahme veränderte grundlegend sowohl das äußere Erscheinungsbild als auch die innere Wahrnehmung der Vorhalle und wurde – obgleich als Provisorium tituliert – bis heute nicht zurückgebaut.
Bereits 1998 lobte man einen Wettbewerb für die Generalsanierung des Alten Museums aus. Die Umsetzung des Siegerentwurfs steht nach wie vor aus. Lediglich kleinere Maßnahmen wie die Sanierung der Freitreppe (2007) und der Kassettendecke der Rotunde (2009) wurden vorgezogen. Es steht zu hoffen, dass im Zuge der Gesamtsanierung eine bessere Lösung als die skandalöse Vollverglasung für die klimatechnischen Herausforderungen gefunden wird.
Erst die „Staubdecke“ macht Schinkels Kunst-Werk zur hidden structure
Zwar in kleinerem Maßstab, aber ebenso ärgerlich ist eine andere, schon früher hinzu gekommene Verglasung.
Vermutlich sehr bewusst hatte Schinkel die filigrane Glas-Eisen-Konstruktion im Scheitel der Rotundenkuppel für jedermann sichtbar belassen. Ganz wie im maßstabsetzenden römischen Vorbild ging der kaum gestörte offene Blick in die Unendlichkeit des Firmaments – vermittelt durch zeitgenössische Hochtechnologie als Versprechen auf Preußens Zukunft. Zur hidden structure wurde das Tragwerk erst durch eine beim Wiederaufbau eingebrachte „Staubdecke“, die heute den offenen Blick nach oben verwehrt und zudem mit den durchscheinenden Rippen eine schlicht falschen Eindruck der darüber liegenden Konstruktion vermittelt.
Auch für für dieses Ärgernis sollte im Zuge der anstehenden Grundinstandsetzung unbedingt eine Lösung gefunden werden, die das Opaion wieder öffnet und Schinkels Idee der Nobilitierung des Konstruktiven zurückgewinnt.
Erst die „Staubdecke“ macht Schinkels Kunst-Werk zur hidden structure
Zwar in kleinerem Maßstab, aber ebenso ärgerlich ist eine andere, schon früher hinzu gekommene Verglasung.
Vermutlich sehr bewusst hatte Schinkel die filigrane Glas-Eisen-Konstruktion im Scheitel der Rotundenkuppel für jedermann sichtbar belassen. Ganz wie im maßstabsetzenden römischen Vorbild ging der kaum gestörte offene Blick in die Unendlichkeit des Firmaments – vermittelt durch zeitgenössische Hochtechnologie als Versprechen auf Preußens Zukunft. Zur hidden structure wurde das Tragwerk erst durch eine beim Wiederaufbau eingebrachte „Staubdecke“, die heute den offenen Blick nach oben verwehrt und zudem mit den durchscheinenden Rippen eine schlicht falschen Eindruck der darüber liegenden Konstruktion vermittelt.
Auch für für dieses Ärgernis sollte im Zuge der anstehenden Grundinstandsetzung unbedingt eine Lösung gefunden werden, die das Opaion wieder öffnet und Schinkels Idee der Nobilitierung des Konstruktiven zurückgewinnt.
Zum Tragwerksplaner
Dass für Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) Architektur und Konstruktion als zwei Seiten einer Baukunst galten, ist hinlänglich bekannt. Auch beim Bau des „Königlichen Museums“ hat er sich intensiv der bautechnischen Realisierung und ihrer Details angenommen.
Dem Oberbauleiter Johann Carl Ludwig Schmid (1780–1849) oblag wohl vornehmlich die wirtschaftliche und logistische Abwicklung des Großprojekts. Auch dem noch jungen Gottlieb Ernst Kreye (*um 1800 – 1863 oder -64), der die mehr als 60 Werkzeichnungen für den Museumbau anfertigte, kommt für die Konstruktionsentwicklung kaum größere Bedeutung zu. Anders hingegen Georg Heinrich Bürde (1796–1865): Als praktischer Bauleiter war er, wie damals üblich, auch für alle Fragen der konstruktiven Realisierung verantwortlich; nachweislich gilt dies hier insbesondere für die Detaillierung des Eisentragwerks über der Rotunde.
Im Ergebnis können Bürde und eben auch Schinkel nach heutigen Vorstellungen als die „Tragwerksplaner“ des Alten Museums gelten.
Zum Tragwerksplaner
Dass für Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) Architektur und Konstruktion als zwei Seiten einer Baukunst galten, ist hinlänglich bekannt. Auch beim Bau des „Königlichen Museums“ hat er sich intensiv der bautechnischen Realisierung und ihrer Details angenommen.
Dem Oberbauleiter Johann Carl Ludwig Schmid (1780–1849) oblag wohl vornehmlich die wirtschaftliche und logistische Abwicklung des Großprojekts. Auch dem noch jungen Gottlieb Ernst Kreye (*um 1800 – 1863 oder -64), der die mehr als 60 Werkzeichnungen für den Museumbau anfertigte, kommt für die Konstruktionsentwicklung kaum größere Bedeutung zu. Anders hingegen Georg Heinrich Bürde (1796–1865): Als praktischer Bauleiter war er, wie damals üblich, auch für alle Fragen der konstruktiven Realisierung verantwortlich; nachweislich gilt dies hier insbesondere für die Detaillierung des Eisentragwerks über der Rotunde.
Im Ergebnis können Bürde und eben auch Schinkel nach heutigen Vorstellungen als die „Tragwerksplaner“ des Alten Museums gelten.
Zur Bedeutung des ausführenden Eisenbauers
Inwieweit auch der im westfälischen Rheine geborene Franz Anton Egells (1788–1854) (mit)planend Einfluss auf die Detaillierung des Glas-Eisen-Dachs nahm oder sich eher auf die saubere Ausführung beschränkte, muss offen bleiben. Schon wenige Jahre später arbeitete Egells bei einem anderen spektakulären Projekt, dem Bau der filigranen drehbaren Rippenkuppel (1834) der Königlichen Sternwarte, neuerlich mit Schinkel zusammen.
Die von ihm 1822 und somit erst kurz vor Baubeginn des Museums an der Chausseestraße gegründete „Eisengießerei und Maschinenbauanstalt“ gilt im Rückblick als eine der Keimzellen des Berliner und preußischen Eisen- und Maschinenbaus. Namhafte Eisen- und Maschinenbauer der „Zweiten Generation“ lernten hier ihr Handwerk, bevor sie im Boom der anrollenden Industrialisierung ihre eigenen Betriebe begründeten – allen vor August Borsig (1804–1854), der in den 1840er Jahren dann wie kein anderer den Berliner und preußischen Eisenbau prägen sollte.
Zur Bedeutung des ausführenden Eisenbauers
Inwieweit auch der im westfälischen Rheine geborene Franz Anton Egells (1788–1854) (mit)planend Einfluss auf die Detaillierung des Glas-Eisen-Dachs nahm oder sich eher auf die saubere Ausführung beschränkte, muss offen bleiben. Schon wenige Jahre später arbeitete Egells bei einem anderen spektakulären Projekt, dem Bau der filigranen drehbaren Rippenkuppel (1834) der Königlichen Sternwarte, neuerlich mit Schinkel zusammen.
Die von ihm 1822 und somit erst kurz vor Baubeginn des Museums an der Chausseestraße gegründete „Eisengießerei und Maschinenbauanstalt“ gilt im Rückblick als eine der Keimzellen des Berliner und preußischen Eisen- und Maschinenbaus. Namhafte Eisen- und Maschinenbauer der „Zweiten Generation“ lernten hier ihr Handwerk, bevor sie im Boom der anrollenden Industrialisierung ihre eigenen Betriebe begründeten – allen vor August Borsig (1804–1854), der in den 1840er Jahren dann wie kein anderer den Berliner und preußischen Eisenbau prägen sollte.
Kenndaten
Lage: Bodestraße 1–3, 10178 Berlin-Mitte
Bauzeit:
- 1824–28, Errichtung des Glas-Eisen-Dachs über der Rotunde 1827
- 1958–66 Wiederaufbau mit grundlegenden Veränderungen im Inneren
Gesamtplanung: Karl Friedrich Schinkel
Bauleitung und konstruktive Detaillierung: Georg Heinrich Bürde
Ausführung:
- Mauerarbeiten: Vergabe in Losen an zahlreiche Kleinbetriebe
- Eisenbau: Eisengießerei und Maschinenbauanstalt Franz Anton Egells
Kenndaten
Lage: Bodestraße 1–3, 10178 Berlin-Mitte
Bauzeit:
- 1824–28, Errichtung des Glas-Eisen-Dachs über der Rotunde 1827
- 1958–66 Wiederaufbau mit grundlegenden Veränderungen im Inneren
Gesamtplanung: Karl Friedrich Schinkel
Bauleitung und konstruktive Detaillierung: Georg Heinrich Bürde
Ausführung:
- Mauerarbeiten: Vergabe in Losen an zahlreiche Kleinbetriebe
- Eisenbau: Eisengießerei und Maschinenbauanstalt Franz Anton Egells