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Eine Planungsgeschichte in zwei Phasen

Ungeachtet ihrer auf die Antike bezugnehmenden Architektursprache ist die Alte Nationalgalerie im Inneren von zu ihrer Zeit hochmodernen Stahltragwerken durchzogen.

Der um 1870 realisierten Fassung ging eine wechselvolle Planungsgeschichte voraus. Der ursprüngliche noch sehr traditionelle Tragwerksentwurf erfuhr dabei markante Änderungen. Das „Update“ ist mit einem Wechsel in der Oberleitung des Museumsbaus von Friedrich August Stüler (1800–1865) zu Johann Heinrich Strack (1805–1880) verbunden.

Besonders prägnant zeigt sich der „technologische Quantensprung“ zwischen beiden Konzepten an der Überdachung des so genannten Ersten Corneliussaals. Im interaktiven Govie zur hidden structure lässt sich die Entwicklung detailliert erkunden. Das nebenstehende Foto von 1993 zeigt das Dachtragwerk über dem Ersten Corneliussaal mit der noch erhaltenen alten Oberlichtdecke, bevor hier im Zuge der Generalsanierung (1998–2001) der neue Caspar-David-Friedrich-Saal eingebaut wurde.

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Eine Baugeschichte in 30 Sekunden

Der Bau des Hauses unter der neuen Leitung von Heinrich Strack begann ein Jahr nach Stülers Tod. Im April 1866 übergab die Museumsverwaltung den vorgesehenen Bauplatz an die mit der Errichtung des Museums betraute Baukommission.

Anders als beim Neuen Museum stieß man schon in geringer Tiefe auf zuverlässigen Baugrund, so dass die Gründungsarbeiten schnell voranschritten. Bereits im Dezember 1867 erfolgte die Grundsteinlegung.
1871 konnte dann der stählerne Dachstuhl aufgebracht und mit ihm der Rohbau abschlossen werden.

Der Ausbau nahm weitere fünf Jahre in Anspruch. Am 21. März 1876 wurde die Nationalgalerie in Anwesenheit des inzwischen zum Kaiser avancierten Wilhelm I. feierlich eingeweiht. Die Aufnahme zeigt die Nationalgalerie im Jahr 1902.

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Zur Tragwerkplanung in der ersten Phase (1862–65)

Von der Planung des ebenfalls von Friedrich August Stüler (1800–1865) entworfenen Neuen Museums wissen wir, dass dort sein Bauleiter Hoffmann maßgeblichen Anteil an Entwurf und Bemessung der neuartigen Eisentragwerke hatte. Könnte es hier ähnlich sein?

Nachweislich zeichnete ein Mitarbeiter „Busse“ zahlreiche detaillierte Konstruktionspläne. Allerdings ist nicht einmal seine Identität eindeutig geklärt. Vermutlich handelt es sich um Carl Busse (1834–96), einen Sohn langjährigen Direktors der Bauakademie Carl Ferdinand Busse, der 1863 seine Baumeister-Prüfung an der Bauakademie abgelegt hatte und damit auch bautechnisch qualifiziert genug gewesen sein sollte. Eintragungen Busses auf zwei erhaltenen Blättern („Nach den Skizzen und mündlichen Anweisungen des Geheimen Ober-Bauraths Stüler ausgearbeitet von Busse - Baumeister - 3/65") sprechen jedoch dafür, dass seine Bedeutung eher auf die eines ausführenden Konstrukteurs beschränkt war.

Damit wäre Stüler selbst auch hier verantwortlich nicht nur für die Architektur, sondern auch für die Tragwerksplanung. Überraschend wäre es nicht: Wie Schinkel stand er den neuen bautechnischen Optionen seiner Zeit sehr offen gegenüber und hat ja nicht zuletzt auch weitere bedeutende Eisenbauten verwirklicht.

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Zur Tragwerkplanung in der zweiten Phase (1865–71)

Die Frage nach dem Tragwerksplaner der zweiten, dann realisierten Planungsphase ist schwieriger zu beantworten. Mit großer Sicherheit war es hier nicht der leitende Architekt Heinrich Strack. Zu offenkundig sind seine eher baukünstlerischen Interessen, die nicht zu den hier genutzten modernen Stahlkonstruktionen der 1870er Jahre passen wollen.

Vieles spricht vielmehr dafür, in Georg Erbkam (1811-1876) den Vater der Dachkonstruktionen zu sehen. Die ihm zugewiesene "technische Oberleitung" des Bauvorhabens ist als Indiz ebenso zu nennen wie das dezidierte Interesse am Konstruktiven, das die von ihm herausgegebene „Zeitschrift für Bauwesen“ charakterisiert. Andererseits sind sämtliche Planunterlagen von einem „Baumeister Reinicke“ verfasst. Manches deutet darauf hin, dass Reinicke, der bis 1873 mit der Bauleitung betraut war, zumindest für Detaillierung und Bemessung des Dachverbandes verantwortlich war und vermutlich sogar am Entwurf der Konstruktion mitgewirkt hat. In der Grundstein-Urkunde ausdrücklich erwähnt, bleibt er gleichwohl ein nahezu Unbekannter. Nachforschungen zu Leben und Werk blieben bislang erfolglos. Vermutlich ist es angemessen, Erbkam und Reinicke gemeinsam als Tragwerkplaner zu benennen.

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Kenndaten

Lage: Bodestraße 1–3, 10178 Berlin-Mitte

Bauzeit: 1866–76

Gesamt- und Tragwerksplanung bis 1865:
– Friedrich August Stüler

Gesamtplanung ab 1865
– Heinrich Strack

Tragwerksplanung ab 1865:
– Georg Erbkam
– (Baumeister) Reinicke

Die Abbildung zeigt eine von Reinicke angefertigte Zeichnung der Dach- und Oberlichtkonstruktionen über den beiden Corneliussälen.

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