Jenseits ihres bau- und kunstgeschichtlichen Stellenwertes kommt der Alten Nationalgalerie auch in konstruktionsgeschichtlicher Beziehung große Bedeutung zu. Sie leitet sich vor allem aus dem Dachtragwerk ab, einem weitgehend im Original erhaltenen Ensemble variierender Trägertypen. Eindrücklich zeigt es das hohe Niveau auf, das die Berliner Ingenieure in der Konsolidierungsphase von Baustatik und Eisenbau in Preußen und Deutschland erlangt haben.

Es lässt sich lesen als Lehrbuch wesentlicher Charakteristika dieser Konsolidierungsphase – der Durchsetzung ingenieurwissenschaftlich begründeter Bemessungsmethoden im Hochbau, der Aufteilung des Planungsprozesses an den für die baukünstlerischen (Architekt) und den für die bautechnischen (Ingenieur) Fragen zuständigen ‚“Baumeister“, der damit verbundenen Ausformung eines eigenständig arbeitenden, für Konstruktion, Detaillierung, Statik und Dimensionierung verantwortlichen Ingenieurstandes, der Ablösung des Gusseisens durch das Schweißeisen und nicht zuletzt der damit verbundenen umfassenden Nutzung standardisierter (jedoch noch nicht normierter) Profilreihen.

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